Geruch

"Wir hassen den Gestank, wir mögen diesen oder jenen Geruch, aber lieben ganz sicher den Duft. Doch manchmal nur die frische Luft." (Erhard Blanck)

Unangenehme Gerüche werden von der Bevölkerung als drittgrösstes Umweltärgernis hinter Lärm und Staub eingeordnet. Klagen über Geruchsbelästigungen haben in den letzten Jahren insbesondere aufgrund von Strukturveränderungen im ländlichen Raum zugenommen. Diese Veränderungen betreffen einerseits den Trend zum landwirtschaftlichen Großbetrieb und andererseits die Struktur der dörflichen Gemeinschaft, in der heutzutage Aspekte wie Wohneigentum und Gesundheitsbewusstsein oftmals höher eingestuft werden, als die Wertschöpfung aus der Landwirtschaft. Jedoch kann gerade die Wohnqualität durch Gerüche aus der Landwirtschaft stark beeinträchtigt werden. Sowohl bei der Aufstellung von Bebauungsplänen, als auch in bau- und immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren für Tierhaltungen und Biogasanlagen stehen häufig die zu erwartenden Geruchsimmissionen in der Nachbarschaft im Mittelpunkt des Interesses.

Um Geruchsbelästigungen aus der Tierhaltung zu vermeiden, wurden in Deutschland VDI-Richtlinien für Schweinehaltung und Hühnerhaltung erarbeitet. In die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) wurde eine Abstandsregelung aufgenommen. Zur überschlägigen Beurteilung sowie in "einfachen" Fällen reicht eine Begutachtung nach diesen Leitfäden aus. Da für Rinderhaltungen kein vergleichbares Regelwerk existiert, müssen hier verschiedene Untersuchungen zur Beurteilung der Geruchsentwicklung ausgewertet werden.

Bei Biogasanlagen sowie bei geruchskritischen Tierhaltungssituationen sind die zur Abstandsermittlung zwischen den konkurrierenden Nutzungen bestimmten VDI-Richtlinien nicht anwendbar. Dann werden detaillierte Betrachtungen erforderlich, die in der Regel mathematisch-meteorologische Simulationsrechnungen für die Ausbreitung der Geruchsstoffe beinhalten, mit deren Hilfe sich die Häufigkeit einer Geruchswahrnehmung in Prozent der Jahresstunden flächendeckend in der Nachbarschaft prognostizieren lässt. Dabei werden u.a. die folgenden standortspezifischen Daten verarbeitet:

• Anlagen- und Stalltechnik
• Stalllüftung (z.B. Trauf-First-Lüftung, mechanische Lüftung)
• Art und Anzahl gehaltener Tiere (z.B. Schweine, Rinder, Geflügel)
• Haltungsform (z.B. Laufstall, Offenstall, Anbindehaltung)
• Art der Fütterung, Entmistung und Güllelagerung
• Kaminhöhen
• Einsatzstoffe bei Biogasanlagen (Gülle, NaWaRo, Kofermente)
• Meteorologische Daten (z.B. Ausbreitungsklassenstatisiken, meteorologische Zeitreihen)
• Digitale Geländemodelle zur Nachbildung der Topografie
• Bebauungsstrukturen mit Gebäudeumströmung

Nicht nur bei Tierhaltungsanlagen und Biogasanlagen spielt die Prognose, Beurteilung, Vermeidung und Minderung von Geruchsentwicklungen eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Standortwahl und bei der technischen Detailplanung verschiedenster anderer Anlagentypen. Dazu gehören beispielsweise Kläranlagen, Schlachtanlagen, Kompostieranlagen, Bäckereien, Brauereien, Textilfabriken usw.

Unser Dienstleistungsspektrum auf dem Sektor der Begutachtung von Gerüchen beinhaltet die folgenden Schwerpunkte:

• Prognose von Geruchsemissionen und Geruchsimmissionen sowie Fachgutachten zur Geruchsbeurteilung für Anlagen aller Art im Genehmigungsverfahren
• Gutachten zur Beurteilung von Geruchseinwirkungen im Rahmen der Bauleitplanung
• Immissionsschutzfachliche Standortanalysen zur Optimierung der Standortwahl für geruchsintensive Anlagen
• Gutachten zur Planung schutzbedürftiger Nutzungen in der Nachbarschaft geruchsemittierender Betriebe
• Ermittlung von Geruchsschwellenabständen und Aussagen zum Beginn schädlicher Umwelteinwirkungen
• Simulation von Geruchsausbreitungen nach dem Lagrange'schen Partikelmodell unter komplexen topografischen und meteorologischen Randbedingungen
• Entwicklung von technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Minimierung der Entstehung und Ausbreitung von Gerüchen in Planung und Bestand
• Gerichtsgutachten zur sachverständigen Beurteilung von Geruchsbelästigungen durch Anlagen aller Art