Sie sind hier

Nachhallzeit

In der Raumakustik ist die Nachhallzeit das wichtigste und bekannteste Kriterium zur Beurteilung der akustischen Qualität von Räumen. Die Nachhallzeit ist definiert ist als diejenige Zeit, die vom Zeitpunkt des Ausschaltens einer Schallquelle im Raum vergeht, bis der Schalldruckpegel um 60 dB abgefallen ist.

Die Nachhallzeit bestimmt in ganz entscheidender Weise den Höreindruck und den akustischen Komfort eines Raumes. Die anzustrebenden Nachhallzeiten variieren je nach Raumgröße und Raumnutzung in einem Bereich zwischen Werten von weniger als 0,3 Sekunden in Tonstudios und kleinen Räumen mit reiner Sprachnutzung bis hin zu etwa 3 Sekunden in sehr großen Räumen, die für sinfonische Musik oder Kirchenmusik genutzt werden. Wichtig für eine ausgewogene Akustik und eine gute Sprachverständlichkeit ist jedoch nicht nur der "richtige" Einzahlwert der Nachhallzeit, sondern auch ein dem Nutzungskonzept des Raumes angepasster Verlauf der Nachhallzeiten über den Frequenzbereich zwischen 50 Hz und 8 kHz.

In bereits bestehenden Räumen werden die Nachhallzeiten durch Messung entweder über das Verfahren des abgeschalteten Rauschens oder der integrierten Impulsantwort bestimmt. Die Messergebnisse dienen als Grundlage zur Beurteilung der Akustik und können als belastbare Basis für die Entwicklung eines gegebenenfalls erforderlichen Konzeptes zur Verbesserung der Raumakustik verwendet werden.

Für neu geplante oder zu sanierende Objekte erfolgt die Prognose der zu erwartenden Nachhallzeiten zumeist nur als statistische Größe nach der Sabine'schen Formel. Diese Berechnungsmethode hat allerdings lediglich für idealisiert diffuse Schallfelder Gültigkeit und liefert Nachhallzeiten, die theoretisch an jedem Punkt des Raumes identisch sind. In der Praxis können aber die an den verschiedenen Punkten eines Raumes auftretenden Nachhallzeiten abhängig von der Raumgeometrie, von der Verteilung der schallabsorbierenden Flächen sowie vom Standort und der Richtwirkung der Schallquelle(n) spürbar von der statistisch berechneten Nachhallzeit abweichen. Deshalb müssen für komplexere Raumgeometrien und für Räume, in denen hohe Ansprüche an die Akustik gestellt werden, Strahlverfolgungsberechnungen (Ray Tracing) oder Spiegelschallquellenverfahren eingesetzt werden. Im Ergebnis dieser Simulationsrechnungen können die Nachhallzeiten an jedem beliebigen Punkt im Raum dezidiert beurteilt werden und Maßnahmen erarbeitet werden, die zu einer ausgeglichen guten Akustik an allen Hörerplätzen führen. Beispiele hierfür sind Mehrzweckräume, Stadthallen, Hörsäle, Kongresszentren Theater und Kinos.